Die Bedeutung der Formen

Um die Bedeutung der Bewegungsformen zu verstehen, muß man sich ins Bewußtsein rufen, weshalb Sie überhaupt entstanden sind:

 

Zunächst einmal wurden Sie geschaffen, damit man die Techniken erlernen konnte. Außerdem waren Sie sinnvolle Übungen, wobei man sich nicht dauernd verletzte, da weder eine Schutzkleidung noch der kontaktlose Kampf bekannt waren. Das ist auch der Grund, warum die verschiedenen Schulen die selben Techniken kennen. Sie lehren diese jedoch in unterschiedlichen Formen. Diese Formen vermitteln aber nicht nur die Techniken, sondern vor allem das Gefühl für Ihre Zusammengehörigkeit in einem Kampf. Und zwar in einem Kampf, der ausdrücklich zwei, drei oder mehr (gedachte) Gegner einschließt. Darüber hinaus sind Bewegungsformen, konzentriert mehrmals hintereinander ausgeführt, auch als eine Art der Meditation nicht zu unterschätzen. Dazu ist allerdings eine absolute Sicherheit aller geforderten

Poomse - Kriterien erforderlich. Diese kann man aber nur über das vollständige Verständnis der Techniken und Ihrer Zusammenhänge erreichen. Erst dann kann man eine Form frei von überflüssigen Gedanken und Vorstellungen durchführen - was schließlich zur Meditation führt. Erreicht ein "Formläufer" diese Stufe, braucht er sich um Fehler keine Sorgen mehr zu machen. Der Betrachter einer solchen Vorführung gewinnt den Eindruck völliger Harmonie. Der Vorführende ist mit der Form eins geworden, dem Zustand, der von Anfang an beabsichtigt war.

Wichtige Merkmale der Formen:

- Jede Technik und jede Bewegung einer Form ist in Reihenfolge und Richtung

  genau festgelegt.

- Jede Form beginnt mit einer Abwehrtechnik. Dies unterstreicht den friedvollen

  Charakter des Taekwondo.

- Der Anfangspunkt einer Form ist auch immer der Endpunkt.

- Jede Form hat ein bestimmtes Schrittdiagramm. Bei den acht Taeguks sind das

  die acht Zeichen der Macht (siehe unten). Für die Meister - Poomse wurden

  verschiedene andere asiatische Symbole gewählt.

Der Formenlauf

Damit man die Bewegungsformen optimal laufen kann, muß man Sie zunächst gut verstehen. Daß heißt, der Läufer muß erst verstehen lernen, was die einzelnen Bewegungen bedeuten, welche Angriffe er abwehrt und warum er gerade den einen oder anderen Gegenangriff ausführt. Erst wenn Ihm all dies bewußt ist, kann er seine Bewegungen optimieren und automatisieren. Ist dies geschehen kann man Geschwindigkeit, Atmung und Rythmus bestimmen. Hier wird auch der Bezug zwischen Poomse-Aktionen und Atmung sichtbar. Man atmet ohne hörbares Schnaufen. Eingeatmet wird zwischen zwei Techniken, ausgeatmet wird während der Ausführung, wobei man am Ende den Atem kurz anhält. Zur Atmung gehört auch der Ghiap, der Kampfschrei. Wörtlich bedeutet Ghiap "Schrei". Prinzipiell ist es egal was man ruft, auf gar keinen Fall aber das Wort "Ghiap". Der Kampfschrei ist, wie die Techniken, in der Form zwingend festgelegt. Um einer Form die Charakteristik eines realen Kampfes zu geben sind kürzere und längere Kampfpausen notwendig. Eine Aktion gilt hierbei einem oder mehreren Gegnern und wird in mehreren Schritten oder Bewegungen ausgeführt. Am Ende einer solchen Aktion ist eine Pause einzuhalten, welche das Ende dieser Kampfphase symbolisiert. Die Techniken einer Form werden mit der größtmöglichen Entfaltung an Kraft, Schnelligkeit und Genauigkeit gefordert, jedoch unter Berücksichtigung kürzerer oder längerer Stopps, die den Fluß und den Ryhtmus der Poomse nicht stören dürfen. An dieser Stelle beginnt die persönliche Note des Vorführenden, der der Form sozusagen "Leben" einhaucht. Er verändert die Form nicht, sondern er interpretiert Sie. Er paßt Sie seiner Persönlichkeit an. Dadurch gewinnt die Form an Ausdruckskraft und Individualität. Trotzdem man die Technik mit maximaler Kraft durchführtm sollen Sie locker und leicht aus einer entspannten Körperhaltung erfolgen. Erst beim Einrasten in der Endphase einer Technik, wird der Körper einen kurzen Moment angespannt, um sofort wieder entspannt zu werden. Wird eine Bewegung ausschließlich mit Kraft durchgeführt, entsteht der Eindruck der Ausführende sei verkrampft, und meistens ist er das auch.

Die Entstehung der Poomse

Taeguk ist der jüngste Zweig der unterschiedlichen Poomse Richtungen. Bei der Gründung des Koreanischen Taekwondo Verbandes (KTA) kamen die Gründungsmitglieder überein, keine der Formen aus den neun beteiligten Richtungen zu bevorzugen, sondern ganz neue Formen zu kreieren. Ein Team koreanischer Großmeister wurde damit beauftragt. Dieses Gremium schuf die Palgwe-, Taeguk- und die restlichen neun Meister - Poomse. Als Diagramme für die neuen Taeguk - Poomse wählte man die uralten ostasiatischen acht Zeichen der Macht. Dies ist im engen Zusammenhang mit dem buddhistischen Glauben und mit der dadurch entstandenen Weltanschauung der Koreaner zu sehen. Zum Zeichen des unaufhörlichen Entstehens und Vergehens wurde für die neuen Pooms der Name Taeguk gewählt, was frei übersetzt "Größe der Ewigkeit" heißt.